Gender. Die Tücken einer Kategorie

„Der schmale Reader versammelt die Beiträge von Joan W. Scott, Rosi Braidotti, Francine Muel-Reyfus und Claudia Opitz zum Symposium ‚Gender, History & Modernity‘ anlässlich der Verleihung des Hans-Siegrist-Preises 1999 der Universität Bern an Joan W. Scott. Die Fremdbeiträge würdigen das innovative und kritische Schaffen der amerikanischen Historikerin, ohne deren zentralen Aufsatz ‚Gender – eine nützliche Kategorie des historischen Analyse‘ von 1986 beispielweise Frauen- und Geschlechtergeschichte im deutschsprachigen Raum kaum denkbar ist (Opitz, S. 95). […] Der Reader trägt dazu bei, einen Einblick in die laufende Diskussion und Auseinandersetzung um eine der zentralen Analysekategorien sozialer Beziehungen zu gewinnen. Die versammelten Beiträge zeigen deutlich auf, dass sich Begriffe ohne stetige und kritische Auseinandersetzung mit den theoretischen und methodologischen Grundlagen wissenschaftlichen Fragens und Arbeitens, wie sie Joan W. Scott etwa in ihren Studien leistet, verselbstständigen und fragwürdig, gar unbrauchbar werden. Es bleibt zu fragen: Wann wird Scotts Schaffen für die pädagogische Historiographie entdeckt?“
Sabina Larcher Klee, Zeitschrift für pädagogische Historiographie, Nr. 8/2002

„Die Rede der Preisträgerin ist in dem anzuzeigenden, von Claudia Honegger und Caroline Arni herausgegebenen Band in deutscher und englischer Sprache in voller Länge abgedruckt. Ausserdem enthält der Band neben einer Zusammenstellung der Publikationen von Joan Scott noch drei weitere Vorträge des die Preisverleihung begleitenden Symposiums über ‚Gender, History and Modernity‘: Rosi Braidotti diskutiert in ihrem Beitrag ‚On Conceptual Personal and Historical Narratives‘ Scotts Verständnis von Subjektivität im Kontext postrukturalistischer Philosophie. Francine Muel-Dreyfus nimmt Scotts Überlegungen zu Politik und Geschlecht zum Ausgangspunkt, um am Beispiel des Wiederauftauchens des Mythos vom Ewigweiblichen im Vichy-Régime zu zeigen, in welcher Weise die Politische Soziologie mit Gender als Analysekategorie arbeiten kann. Claudia Opitz gibt schliesslich einen Überblick über die Rezeption von Scotts gender-Definition im deutschsprachigen Raum, die sie treffend als ‚Aneignung auf Raten‘ bezeichnet. Indem sie deutlich macht, wie wichtig die Rezeptionskontexte für die Geschichte eines Konzepts sind, zeigt sie noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive als Joan W. Scott, wie wichtig ein ständiges Nachdenken über angewandte Kategorien ist, will die feministische Forschung ihre Rolle als kritische Wissenschaft behaupten.“
Claudia Ulbrich, L’Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Nr. 2/2002

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