Die vorliegende Publikation schildert Strategien des Umgangs mit der Frühpensionierung. In den späten Neunzigerjahren wurde beim Telekommunikationskonzern Swisscom im Zuge der Privatisierung und der Liberalisierung des Marktes der Personalbestand drastisch reduziert. Als ein Instrument eines „sozialverträglichen Stellenabbaus“ wurde auf Frühpensionierungen gesetzt. In dieser Zeit wurden um die 4000 langjährige ArbeitnehmerInnen, zum Teil im Alter ab 50 Jahren, in die Pension geschickt.
Mit Hilfe von nach den Prinzipien der „Grounded Theory“ erhobenen und analysierten qualitativen Interviews und vor dem Hintergrund des Lebenslaufansatzes von Kohli wurden soziologische Porträts und eine allgemeine Typisierung angefertigt, die Antworten auf folgende Fragen geben: Unter welchen gesellschaftlichen, betrieblichen und individuellen Vorzeichen kam es zu dieser Entwicklung? Wie gehen die betroffenen Personen mit diesem unerwarteten Einschnitt in ihrem Leben um? Welche unterschiedlichen Mechanismen und Ressourcen spielen bei der Bewältigung dieser Übergangsphase eine Rolle? Was ist anders als bei einer regulären Pensionierung?
Insbesondere wird der Zusammenhang des Verlaufs der beruflichen Laufbahn (inklusive der beruflichen Sozialisation und der einer Erwerbsarbeit beigemessenen Bedeutung) mit der aktuellen Lebensführung thematisiert. Bei vielen Fällen zeigt sich, dass eine erneute Erwerbstätigkeit trotz weitgehender finanzieller Absicherung in diesem „jungen“ Alter weiterhin ein Thema bleibt. Mit der Darlegung der subjektiven Motive der Betroffenen für und wider eine erneute Erwerbstätigkeit werden auch Fragen nach der Zukunft der Arbeitsgesellschaft aufgeworfen und die zukünftige Rolle der älteren ArbeitnehmerInnen in einer veränderten Arbeits- und Lebenswelt reflektiert.