Listen der Ohnmacht. Zur Sozialgeschichte weiblicher Widerstandsformen

„Der vorliegende Sammelband vereint erstmals eine Reihe recht gelungener Versuche einer Geschichte ‚weiblicher Macht‘ in einem Zeitalter, das wie keines zuvor die Unterordnung der Frau sanktioniert hat. Sie vermitteln einen Einblick in den derzeitigen Stand der Frauenforschung, die nicht länger in der Anklage steckenbleibt, sondern die empirischen Befunde analysiert, nach Erklärungen sucht und neue Forschungsperspektiven eröffnet. […] Die Beiträge werden verknüpft durch eine umfängliche, informative wie einsichtige Einleitung, die sich gleichsam als ein Programm weiterer Frauenforschung liest. Die Konzentration auf amerikanische Verhältnisse mag eine Verallgemeinerung für Europa und Deutschland erschweren; doch insgesamt zeigt der Sammelband mit aller Deutlichkeit, wie bedingt die Domestizierung der Frau selbst unter den Bedingungen einer puritanischen Moral und der Industrialisierung gelang, und welche Mittel gefunden wurden – bis hin zur Krankheit –, sich den Anforderungen der Männer zu entziehen bzw. mit der von der Gesellschaft zuerkannten ‚sanften Macht‘ eigene Interessen durchzusetzen. Darüber hinaus zeigt der Band auch die Beschränktheit der bisherigen Forschung, wenn sie sich ausschliesslich auf die Unterdrückungsstrategien einerseits und die bürgerliche Frauenbewegung andererseits konzentrierte.“
Richard van Dülmen, Süddeutsche Zeitung, Nr. 69/1982

„In der 50seitigen Einführung der Soziologinnen Claudia Honegger und Bettina Heintz, die, frisch und angriffig geschrieben, der lesenswerteste Text des Buches ist, wird eine Fülle von Material übersichtlich gerafft, als guter Einstieg in die nachfolgenden Studien, die allerhand detaillierte Kenntnisse und Terminologievertrautheit erfordern. Dass die weiblichen ‚Listen der Ohnmacht‘ nur gerade im vergangenen Jahrhundert untersucht wurden, hat seinen Grund, denn die Industrialisierung bedeutet zunächst einmal einen Rückschlag für die Frau, die im Übergang von der Hauswirtschaft zum Haushalt ihre frühere matriarchalische Macht verlor, als Fabrikarbeiterin oder Dienstbotin einer doppelten Belastung ausgesetzt war und sich zudem einer neuen Deutung der Weiblichkeit als entsinnlichte Kultfigur, als gute Mutter und aufopfernde Gefährtin unterwerfen musste. Die Neudefinition der Familie, der aufkommende Puritanismus zwangen die Frau, das bürgerliche Weiblichkeitsideal zu verinnerlichen und die ihr aufgezwungene Passivität als Instrument des Widerstands benutzen zu lernen.“
Corinne Schelbert, Tages-Anzeiger, 08.04.1982

„Mit dem vexierenden Titel ‚Listen der Ohnmacht‘ präsentieren Claudia Honegger und Bettina Heintz ihren neuen Sammelband, in dem sie ausgewählte Aufsätze zum Themenkreis ‚Frauengeschichte‘ vorstellen. Einem jüngeren Trend der Geschichts- und Sozialwissenschaften folgend, der die bislang unterrepräsentierte Historiographie der Minderheiten und sozial schwachen Gruppen weitgehend forciert, wird hier die Vielfalt und Entwicklung weiblicher Aktions- und Widerstandsformen thematisiert. Die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft seit dem Zeitalter der Aufklärung markiert im gegebenen Fall den historischen Zeitraum, in dem der bäuerlichen, proletarischen und bürgerlichen Frau in der europäischen und amerikanischen Geschichte nachgespürt wird. An Hand von Einzeldarstellungen, die die verschiedenartigsten Aspekte weiblichen Lebenszusammenhanges analysieren, soll der bisher statische Begriff von der Situation der Frau in vorangegangenen Epochen konkrete Gestalt annehmen. So sind in diesem Buch vorwiegend Beiträge aufgenommen, in denen Frauen, entgegen allgemeinverbreiteter Meinung, die Weiblichkeit über den Zustand erlittener Unterdrückung definiert – ein Vorurteil, das aus der unreflektierten Projektion eigener Erfahrung und Werte auf Vergangenheit erwächst-, als handelnde Subjekte erscheinen. […] Die abgerundete Auswahl der vorgestellten Beiträge besticht insbesondere im zweiten Abschnitt durch die Offenlegung von individuellen, getarnten Strategien weiblichen Widerstandes, die nicht nur der Einsicht in die Zwänge der Historie entspringen, sondern geradezu reaktionäre Elemente aufweisen können, die sich jeglichen Demokratisierungsversuchen menschlicher Kommunikation entgegenstellen. Weibliche Widerstandsformen erscheinen in ihrer Vielzahl hier aufgezählt und nach verschiedenen Gesichtspunkten auf anregende Weise befragt und in Anbetracht ihrer historischen Relevanz gewertet. Durch die breite Streuung der Einzelthemen eröffnet sich ein faszinierender Ausblick auf ein Stück unentdeckter Vergangenheit, an deren Gestaltung Frauen regen Anteil hatten. Auf ihren Spuren lässt dieses Buch ein Stück ungekannter Geschichte lebendig werden und erinnert an die Traditionen weiblicher Stärke, ihren Einfallsreichtum und ihre Listen.“
J. Almhofer, Die Presse Wien, 13./14.03.1982

„Die beiden jungen Schweizerinnen Claudia Honegger und Bettina Heintz haben in einem Buch anonyme Frauen aus der Dämmerung des letzten Jahrhunderts zutage gefördert, die sich widerspenstig oder mit listiger Verweigerung dem Rollencliché widersetzten. […] Der historische Wandel weiblicher Widerstandsformen – von kollektivem Aufruhr zum Widerstand gegen die alltägliche Rollenerwartung –, so schliessen die Verfasserinnen, zeigt, dass nicht nur die Frauen aus Unterschichten – von der Geschichtswissenschaft ohnehin stärker zur Kenntnis genommen – Widerstand leisteten, sondern auch die Frauen aus dem Bürgertum, die bis heute als nichthandelndes Zubehör gelten.“
Katharina Fravi, Die Weltwoche, Nr. 11/1982

„Der Sammlung haben die Herausgeberinnen eine Einleitung vorangestellt, in der sie die dem Wandel der Widerstandsformen zugrunde liegenden soziokulturellen Veränderungen referieren, nicht ohne dabei angriffslustig Seitenhiebe nach mehreren soziologischen Richtungen hin auszuteilen. Der Sammelband ist eine empfehlenswerte Lektüre nicht nur für den an neueren sozialhistorischen Forschungstendenzen interessierten Leser, sondern vor allem für Leserinnen, die sich des Defizits im historischen Erinnerungsvorrat von Frauen bewusst geworden sind.“
Gunhild Kübler, Basler Zeitung, Nr. 206/1982

„Endlich wird einmal überzeugend vorgestellt, was ‚feministische Wissenschaft‘ bedeuten kann. In einem Sammelband haben Claudia Honegger und Bettina Heintz Arbeiten französischer, britischer und nordamerikanischer Historikerinnen und Sozialwissenschaftlerinnen zusammengestellt. Alle durchweg gut lesbaren Aufsätze beschäftigen sich mit dem Los von Frauen im Zeitraum vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Erfreulicherweise beschränken sich die Arbeiten nicht auf Alltage und Probleme von Bürgersfrauen. [… ] Anhand von vielen Beispielen wird dargelegt, wie gerade Unterschichtsfrauen ihr Schicksal nicht passiv hingenommen, sondern ihr Leben als alltäglichen Widerstand aktiv gestaltet haben. […] Ein nicht nur für Feministinnen und kulturgeschichtlich Interessierte lesenswertes Buch.“
Thomas Seiterich, Publik-Forum Frankfurt, Nr. 5/1982

„Bei all meiner Skepsis gegenüber den oft allzu euphorischen Interpretationen der beschriebenen Widerstandsphänomene sind die ‚Listen der Ohnmacht‘ das spannendste Buch, das ich in letzter Zeit gelesen habe[]. Ein sehr ungewöhnliches feministisches Geschichtsbuch, das mit seinem vielen neuen Quellenmaterial aus dem Alltagsleben der Frauen eine wichtige Ergänzung zu den herkömmlichen Geschichtsbüchern über die Frauenbewegung im 19. Jahrhundert darstellt.“
Anne Müchler, Stadt Revue Köln, Nr. 3/1982

„Was Claudia Honegger und Bettina Heintz, zwei gründliche Soziologinnen mit feministischer Verve, mit der Herausgabe ihres Werks veranlassen, ist eine Tat und nicht genug zu loben. Man lasse sich vom Soziologenjargon nicht abhalten, rüste sich mit Geduld und lese zuerst das kluge Vorwort der Herausgeberinnen. Umfassend wird man ins Thema eingeführt, und es wird einem klar, warum ausgerechnet das 19. Jahrhundert zum Gegenstand der Untersuchung genommen wird. Die Industrialisierung brachte ja den Frauen zunächst einen Rückschlag: der Haushält löste die Hauswirtschaft mit ihren matriarchalen Formen ab, die Frau war als Fabrikarbeiterin und Dienstbotin einer doppelten Belastung ausgesetzt; eine Neudefinition der Familie fand statt, die Weiblichkeit wurde neu gedeutet, die Frau wurde zur guten Mutter und aufopfernden Gefährtin umfunktioniert; der aufkommende Puritanismus (das neueste und aufreizendste Thema, das in diesem Buch angeschlagen wird!) wirkte mit, dass die Frau das Bild ihrer Weiblichkeit verinnerlichen musste. Schon vor dem Kampf um Gleichberechtigung und Wahlrecht im bürgerlichen und viktorianischen Zeitalter, fügten sich aber die Frauen nicht so willig in ihr Schicksal, sie entwickelten Strategien der Auflehnung, nahmen Zuflucht zu Listen. Jeder Widerstand, so die Autorinnen, beginnt da, wo alltägliche Rollenerwartungen nicht mehr erfüllt werden; es findet eine stille Revolution statt, für die genau in unserer Zeit waches Verständnis besteht. Man erliest sich in diesem Sammelband – anstrengend und über 400 Seiten – Einsicht um Einsicht, eine differenzierte Erkenntnis um die andere, und wenn man eine Leserin ist, will man das Buch nicht mehr aus seiner Nähe lassen, zur Stärkung und Hebung seines Selbstbewusstseins.“
Laure Wyss, Bückerpick. Das aktuelle Buchmagazin, Nr. 2/1982

„Von der unbekannten Geschichte gewöhnlicher Frauen berichtet ein Buch, in dem das Thema in 13 Aufsätzen an Beispielen aus verschiedenen Ländern und Zeiten beleuchtet wird. Dazu kommt ein ausführliches und sehr informatives Vorwort der Herausgeberinnen, das dem Ganzen Rahmen und Grundlage gibt. Dass es sich um ein wissenschaftliches Buch handelt, sollte niemanden abschrecken, denn es ist höchst kurzweilig zu lesen.“
Metall. Zeitung der Industriegewerkschaft Metall Frankfurt, 09.12.1981

„Das Vorwort und die hier gesammelten Beiträge verweisen auf die vielfältigen Bedingungen, Formen und Deutungen weiblicher Macht im Westeuropa und Amerika des 19. Jahrhunderts. Beispiele von offenem Aufruhr, aber auch subversive, moralisierende Strategien zum Aufbau weiblicher Gegenwelten zeigen den historischen Wandel weiblicher Widerstandsformen in seiner Abhängigkeit von ökonomischen, politischen und sozialen Bedingungen. Mit vielen Anmerkungen und interessanten Literaturhinweisen ist der Band eine wissenschaftliche Arbeit auf den Spuren der verschütteten Geschichte der Frauen. Ich fand es ein spannendes und informatives Buch, bei dem das oft klagend Vorwurfsvolle eines nur opferhaften Frauenverständnisses einer befreienden Freude über die Listigkeit und den Mut unserer Vorkämpferinnen weichen kann, ohne dass diese uns als Heroinnen des feministischen Widerstands angepriesen würden.“
M.L. Baumhauer, Päd. Extra, 15.02.1982

„In diesem Band sind eine Reihe von äusserst wichtigen Aufsätzen zur Sozialgeschichte der Frauen im 19. Jahrhundert vereint. Während entsprechende Forschungen in Deutschland (und in der Schweiz) noch kaum gemacht wurden, so gibt es aus England, USA und Frankreich schon verschiedene Untersuchungen, von denen Claudia Honegger und Bettina Heintz uns dreizehn erstmalig in deutscher Sprache zugänglich machen. […] Dieser Band wird wohl ein Grundlagenwerk zur historischen und soziologischen Frauenforschung im deutschen Sprachgebiet. Die Aufsätze zeigen eine Fülle von Fragestellungen und möglichen Quellenzugriffen, die hiesige Forscherinnen anregen dürften. Aber auch Laiinnen und Laien können immer wieder auf diesen Band zurückgreifen, einzelne Aufsätze als Diskussionsanstösse benutzen.“
Madeleine Marti, Vorwärts. Die sozialistische Zeitung, 19.08.1982

„Wie spannend und erhellend die Erforschung z.B. der Frauengeschichte sein kann, beweist eine Aufsatzsammlung ‚Zur Sozialgeschichte weiblicher Widerstandsformen‘ mit dem vielsagenden Titel ‚Listen der Ohnmacht‘. Vor dem grossen Hintergrund der Industrialisierung, Verstädterung und Verbürgerlichung im 18. Und 19. Jahrhundert untersuchen historische Einzeldarstellungen (aus der amerikanischen, englischen und französischen Geschichte) den weiblichen Anteil an Revolution und Rebellion und an der Arbeiterbewegung. Das Spüren nach weiblichen Widerstandsformen führt aber darüber hinaus. Unter dem Druck der bürgerlichen Ideologie, die das weibliche Geschlecht mehr und mehr in den ‚goldenen Käfig‘ idyllisierter Häuslichkeit abdrängte, verzichteten Frauen zwar zunehmend auf offenen Protest, entwickelten dafür aber heimlichere, individualistischere Formen von Widerstand und Entzug. Wie subversiv sich auch die Übererfüllung von Normen, nicht nur die Normverletzung, auswirken kann, verdeutlichen etwa die Untersuchungen zum moralisch-religiösen Rigorismus gerade der Frauen. Solch beim Wort genommener Puritanismus bedeutete nichts anderes als eine heimliche Domination der Sexualität und machte sich in den sinkenden Geburtenziffern des 19. Jahrhunderts sehr handfest bemerkbar. Wenn es um den Ventil- und Fluchtcharakter der Hysterie geht, um die Ersatzfunktion ruchloser Trivialliteratur, um den Freundinnen- und Briefkult oder um die Verwissenschaftlichung von Erziehung und Hausarbeit, so mögen solche Aussagen nicht immer neu sein, doch im grossen Zusammenhang, den die beiden Herausgeberinnen in einer hervorragenden Einleitung darstellen, gewinnen sie neues Gewicht. Frauen haben ihren Anteil an Macht, den sie in den agrarischen Verhältnissen des Ancien Régime durchaus besessen hatten, keineswegs so ersatzlos aufgegeben, wie es oft den Anschein hatte, sondern sich mit den ‚Listen der Ohnmacht‘ am bürgerlichen Herrn des Hauses durch Entzug und heimliche Domination zwar unbewusst, aber recht nachhaltig gerächt.“
Kathrin Meier-Rust, Neue Zürcher Zeitung, Nr. 237/1983

„‚Listen der Ohnmacht‘ heisst das Buch – Untertitel: ‚Zur Sozialgeschichteweiblicher Widerstandsformen‘. Nach der Lektüre dieses gut 450 Seiten starken Sammelbandes mit Beiträgen insbesondere französischer, englischer und amerikanischer Historikerinnen und Historiker wurde ich an der mit Titel und Untertitel angesprochenen Problematik irre: Ohnmacht? Widerstand? Im Gegenteil: hier wird eine Verschwörung enthüllt, die etwa so mysteriös wie potent ist wie die der Illuminati; die die Gesellschaften seit mindestens 200 Jahren heimlich still und leise dominiert: die ungeahnte Wirkungen und Möglichkeiten hatte und – wer weiss – vielleicht noch hat. Nicht die Verschwörung der Männer – beileibe nicht. Der grösste Geheimorden der Welt sind die Frauen.
Wer hatte bis ins 19. Jahrhundert hinein die Hand auf dem Portemonnaie der in den Städten zum Anschaffen geschickten Männer? Ohne wen war an ein Überleben der bäuerlichen Wirtschaft nicht zu denken? Wer steckte hinter den blutigsten Exzessen der französischen Revolution? Wer spielte die stärkste Rolle in der militanten Phase der englischen Arbeiterbewegung? Wer warf – ‚natürlich‘ – den ersten Stein? Wer träumte von Gattenmord, wer terrorisierte die Familie durch Migräneanfälle, wer hielt die Männer über den Arm der religiös geprägten Sittenstrenge an der Kandare? Wer benutzte den Ehemann als nützliche Altersversicherung und pflegte hauptberuflich, aber klandestin, die schwesterlichen Bande der weiblichen Verschwörung?
Alles klar – die Frauen. Wer war da ohnmächtig? Wer leistete Widerstand? Das überlieferte – organisierte Politik, Diplomatie der grossen Männer, Theoriegeschwätz, Organisationsbildungen –, das alles entlarvt sich als hilfloses Wunschdenken derjenigen, die aus der ihnen überlassenen mageren Hälfte des Himmels das Phantasiegebilde eines grossmächtigen Reiches zimmern mussten; die mit Lautstärke und Grossmäuligkeit ausgleichen wollten, was ihnen eigentlich mangelte: die Macht. Arme Männer. Sie schwätzen und schwätzen, während sie an den Fäden zappeln, die die Grossen Mütter bedienen.
Da fragt sich die Frau, wem es eigentlich nützt, dass fleissige Historikerinnen nun in aller Öffentlichkeit ausplaudern, was die Welt wirklich zusammenhält. Haben nicht unsere Ahnen eine Ahnung gehabt, warum sie ihre Macht lieber im Stillen ausüben? ‚Die kluge Frau schweigt‘, sagte stets meine Mutter. Ich beginne zu verstehen, was sie damit meinte.
Den Herausgeberinnen Bettina Heintz und Claudia Honegger scheint das auch gedämmert zu haben. In ihrem sehr schönen, selbstkritischen und ironischen Vorwort schliessen sie mit der bemerkenswerten Empfehlung, sich nicht nur den Mächtigen zu widmen, sondern auch den unterdrückten Minderheiten erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken: ‚Es ist an der Zeit, sich um die Männerfrage zu kümmern, historisch, politisch, sittlich und so weiter – vom stehenden Heer über Maschinerie & Männlichkeit bis zum Vaterschaftskult.‘ Fürwahr – wir sollten endlich einmal die Geheimnisse der anderen ausplaudern!
Währenddessen können wir von den Müttern und Grossmüttern lernen und den Geschlechterkrieg konsequent weiterführen. Es empfiehlt sich, nach dem Motto ’Frauenwille ist Gottes Wille‘ (Beitrag von Barbara Welter) im engen Bündnis mit der eigentlich sozialrevolutionären Kirche den Männern heilige Angst einzuflössen. Grossangelegte Moralisierungskampagnen (siehe den Beitrag von Mary P. Ryan) verfestigen unsere Macht via Verknappung des Sexualangebots. Den Rest besorgen wir durch ausgedehnte Krankheitsanfälle und eventuell auch Gattenmord (Beiträge von Caroll Smith-Rosenberg und Elaine Showalter), so dass wir uns endlich in aller Ruhe ‚meiner innig geliebten Freundin‘ widmen können (Caroll Smith-Rosenberg). Aus der Geschichte lernen!“
Vita Quell [Cora Stephan], Pflasterstrand. Das Magazin aus Frankfurt für einen jugend Stil, Nr. 127/1982

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