Die Hexen der Neuzeit. Studien zur Sozialgeschichte eines kulturellen Deutungsmusters

„Feminismus und Anti-Feminismus gab es schon im Mittelalter, nur dass die feministischen Frauen damals auf den Scheiterhaufen geschickt wurden. Im Sinne der offiziellen Lehrmeinung der Kirche waren diese Frauen Ketzerinnen, Hexen, mit dem Teufel im Pakt. Wie es zu diesem Hexenwahn kam, wie und warum der Hexenglaube von der scholastischen Theologie des Mittelalters systematisiert wurde, das hat eine junge Schweizer Sozialwissenschaftlerin, Claudia Honegger, mit methodischer Akribie beschrieben. ‚Hexen der Neuzeit‘ ist ein Sammelband, bestückt vorwiegend mit einschlägigen Studien französischer und englischer Wissenschaftler zum Thema Hexenwesen. Diese Studien sind nach Claudia Honegger ‚einigermassen repräsentativ für die bisherigen … Akzente der Hexenforschung‘. Die Autorin stellt bei diesen Arbeiten ‚keineswegs zufällige Erklärungsdefizite‘ fest. Hauptdefizit sei die grundsätzliche Weigerung der Hexenforscher, ‚die Hexen zuallererst als Frauen wahrzunehmen‘. Die Autorin bringt die einzelnen historischen Erscheinungen – etwa die Dämonisierung der Geschlechtlichkeit der Frau, ihre unterprivilegierte sozioökonomische Stellung, die Wandlung des weiblichen Wertbildes, die Herausbildung der modernen bürgerlichen Gesellschaft, als deren Herrschaftssubjekt sich der Mann einsetzt – miteinander in Beziehung. Wenn diese komplexe Skizze zur Entstehung der Hexenverfolgung auch streng methodisch aufgebaut und im Sprachstil wissenschaftlicher Prosa abgefasst ist, so kann die Lektüre von Claudia Honeggers Beitrag andererseits zu einem nachgerade spannenden Erlebnis werden.“
Hans Vetter, Kölner Stadt Anzeiger, 29./30.04.1978

„In einer umfassenden Studie stellt Honegger Genese und Entwicklung des mitteleuropäischen Hexenglaubens in engem Zusammenhang mit der sozioökonomischen Stellung der Frau und ihrem Wertbild in jenen Jahrhunderten da: ‚Die Hexen der Neuzeit betrieben oder phantasierten Hexerei als Antwort auf ihre reale Ohnmacht im Alltag.‘ Die spezielle Verknüpfung von Irrationalität und formal-systematischer Vernunft im ‚Hexenhammer‘ etwa wird in neue ideengeschichtliche und sozialhistorische Zusammenhänge gestellt, die geeignet sind, den Schleier fortwirkender gesellschaftlicher Mythenbildung zu lüften. Honegger bringt im zweiten Teil ihres Bandes eine Reihe von Buchausschnitten vor allem französischer und englischer Wissenschaftler und vermittelt damit einen repräsentativen Eindruck der Forschung zum Thema Hexenwahn in diesen Ländern.“
Prof. Dr. L. Petzoldt, Wissenschaftlicher Literaturanzeiger Weingarten, Dezember 1978

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