Denis Hänzi (2004): „Machen Sie mal gar nichts – Seien Sie ein Mann“. Inszenierungslogiken und Männlichkeitsrhetorik im Feld der Schweizer Männerbewegung.

Nicht nur wird „der Mann“ mittlerweile in diversen Forschungszusammenhängen problematisiert, auch im öffentlichen Diskurs haben Fragen um das Mannsein gegenwärtig Konjunktur. So läuft „die Männlichkeit“ in der massenmedialen Themenkonkurrenz manch anderem Topic den Rang ab und hält zweifellos auch Einzug in das eine oder andere Gespräch am Mittagstisch. Im Zuge dieser Diskursivierung verliert sie zusehends ihren Status einer fraglosen Selbstverständlichkeit. Für gewisse – die sogenannt bewegten – Männer wird es angesichts der damit einher gehenden Erosion habitueller Sicherheit schwer, fürderhin im gemütlichen Zustand des unreflektierten Daseins in der sozialen Welt zu leben. Im Rahmen der vorliegenden Feldanalyse wird der Mikrokosmos der sogenannten „Männerbewegung“ als derjenige Ort im sozialen Gefüge verstanden, an dem die traditionelle Männlichkeit intentional geleugnet und gleichsam durch eine neue Männlichkeit ersetzt werden will. Mit einem Porträt der prominentesten Akteure, Institutionen und Angebote der Männerbewegung sowie in Form dreier im Feld selbst entstandener Protokolle bietet der Beitrag einen kritischen Einblick in die Sinnwelt der männerbewegten Szene in der Schweiz. Im Kern stehen zwei objektiv-hermeneutische Dokumentanalysen, bei denen latente feldspezifische Inszenierungslogiken von Männlichkeit rekonstruiert werden konnten. Einmal besteht diese in der Diagnose einer fremdverschuldeten Selbstentfremdung des Mannes als „gefangener Künstler“. Im anderen Fall suggeriert die Inszenierung eine positive Einflussmöglichkeit des männlichen Subjekts – in Form einer homoerotisch aufgeladenen „Kollektiventblößung von Gesinnungsgenossen“ – angesichts der als Fatalität stilisierten Moderne.

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