Helen Stotzer (2002): Die Geschichte des Instituts für Soziologie an der Universität Bern.

In der Vergangenheit ist oft diskutiert worden, ob die Soziologie als akademische Disziplin in unserer politik- und technikbestimmten Gesellschaft überhaupt eine Zukunft habe. Seit ihren Anfängen an der Wende zum Zwanzigsten Jahrhundert gehörten institutionelle Krisen und existentielle Bedrohungen zu ihrer Geschichte – gleichzeitig eröffneten sich in Perioden der Blüte aber auch immer wieder neue Chancen. Welche Bedeutung kam der Soziologie in der universitären Landschaft zu? Wie entwickelte sich die Forschung? Was leistete sie eigentlich?

Im Zentrum der Studie steht das gesellschaftliche Interesse an der Soziologie. Welche Veränderungen durchlief die Soziologie von der Lehrstuhlgründung an der Universität Bern im Jahr 1953 bis zur Wiedereinführung des Hauptfachstudiums von 1994? Was für Menschen, Arbeitsstile und Meinungen trugen dazu bei und welche soziale Organisation von Forschung bildete sich dabei heraus? Ein zentraler Themenschwerpunkt ist die Frage nach den aus der Gründerzeit hervorgegangenen Impulsen als eine die Entwicklung des Instituts formende Kraft. Gefragt wird auch nach der Bereitschaft der Akteurinnen und Akteure, professionelles Wissen zu produzieren – nach ihren Motiven, ihren Rollen und ihrem Verhalten im Institutionalisierungsprozess. Schliesslich wird nach den gesellschaftlichen Bezügen zu und den Interessenkonflikten mit dem Staat Bern, der bernischen Wirtschaft sowie der nationalen Bildungs- und Wissenschaftspolitik gefragt. Die wissenssoziologische, reflexive Auseinandersetzung mit dem eng verwobenen Netz vielschichtiger Zusammenhänge schärft den Blick für formative Prozesse, für Besonderheiten der Strukturen, der Funktionsweise der Scientific Community sowie natürlich für die Bedeutung der einzelnen Akteure. Sie gibt jedoch keine abschliessende Antwort auf die Frage nach der spezifischen disziplinären Identität der Berner Soziologie.

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