Peter Stettler und Chantal Volz (2002): Multikulturalismus als Bedrohung. Die heile Welt der Familie Fischer.

In den letzten Jahrzehnten war die Schweiz von einer Reihe von Veränderungen betroffen, die mit den Stichworten Globalisierung der Wirtschaft, Infragestellung der nationalen Gemeinschaft und Individualisierung von Lebensentwürfen grob umschrieben werden können. Die Arbeit befasst sich damit, wie sich diese Veränderungen im alltäglichen Denken und Handeln zweier erwachsener Geschwister aus einer Schweizer Angestelltenfamilie niederschlagen. Insbesondere deren Haltungen gegenüber Multikulturalität werden untersucht und die Entstehungsgeschichte dieser Haltungen aus der familiären Denktradition und aus den milieuspezifischen Adoleszenzproblemen rekonstruiert.

In Portraits der Familienmitglieder werden deren Biographien dargestellt, sowie habituelle Muster und Denkweisen über die sozio-kulturelle Ordnung rekonstruiert. Dabei wird herausgearbeitet, wie die Problematisierung der Anwesenheit von – als kulturell different wahrgenommenen – Eingewanderten mit den Lebensentwürfen und -situationen der Geschwister verstrickt ist, und wie sie an kulturalistische Denkmuster, welche der Familie eigen sind, anschliesst.
Es zeigt sich, dass die Ausländerskepsis der beiden untersuchten Geschwister auf einer subjektiven Bedrohung der als „eigen“ empfundenen Lebensweise beruht, die in ihrer Kindheit in den 1970er/1980er Jahren und im Rahmen der Angestelltenfamilie noch kaum in Frage gestellt war. Ihr Rückzug in sozialräumliche Nischen und die verbale Verteidigung einer monokulturellen Ordnung wird deshalb als eine Reaktion auf die eingangs erwähnten ökonomischen und politischen Umwälzungen der 90er Jahre gesehen.

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